Bild oben (eigenes Foto 2008)

Hamberg  (298 m) bei Erpentrup, Stadt Bad Driburg/Westf., unweit der Ortschaften Merlshein und Himmighausen (Stadt Nieheim). 

Der bewaldete Berg erstreckt sich ca 1.500 m von S nach N.  Der Weserzufluss Emmer entspringt etwa 2 km Luftlinie entfernt am Fuße des Osning bei Lange-land. Die Emmer umfließt als Bach den Hamberg an Süd- und Ostseite und nimmt in der Ortschaft Himmighausen den von W kommenden und an der Nordspitze des Hambergs vorüber fließenden Fischbach auf. Die lange Ostseite des Berges fällt verhältnismäßig steil ab. Die Bergkuppe scheint auf einer Fläche von ca. 500 x 300 m eingewallt gewesen zu sein. Es sind m. E. Anhaltspunkte für stark verschliffene Wälle vorhanden, deren tatsächliche Existenz nur archäolo-gische Untersuchungen nachweisen könnten.  Der von der Bauerschaft Hohen-breden in den Berg ziehende Einschnitt vermittelt den Eindruck einer Zuwegung mit Tor, hin zu der Befestigung. Bei einem Vergleich mit anderen Höhenbefesti-gungen (Schnippenburg, Piepenkopf, Herlingsburg, Rimbeck b. Warburg) erscheinen die Ausmaße ebenbürtig. Der LWL (Landschaftsverband Westfalen-Lippe) hat meiner Meldung keine Beachtung geschenkt, jedenfalls blieb sie unbeantwortet. 

 

Bild 2 (Luftbild von Google Earth)

Beachtung geschenkt wurde meiner Meldung vom 13.04.2019 per e-Post an lwl.org und beantwortet am 16.04.2019 von Dr. Hans-Otto Pollmann wie folgt: "danke für die Email und das Luftbild. So interessant wie es auch aussieht, ist es doch keine alte archäologische Struktur/en. Es dürfte sich um eine Gartengestal-tung bzw. die Reste einer solchen handeln, da sie zum angrenzenden ehemaligen Gutshof gehört hat. Archäologische Grabenskulpturen sehen anders aus. Lassen Sie sich davon aber nicht entmutigen." 

Von Frau Vera Brieske (LWL) war zunächst dazu zu hören: "Der nördliche Hügel, auf den ein Weg führt, könnte tatsächlich ein Hügelgrab sein, die anderen beiden "Kreise" sehen im Luftbild aus wie gemäht; auch im DGM ist bei diesen beiden nix zu sehen. Im FuPuDelos ist hier kein Fundpunkt..." 

 

Das "Luftbild" wurde von mir entdeckt Ende Febr. 2019 über GoogleEarth bei der Betrachtung des Quellgebiets des Weserzuflusses Emmer. Das Bild stammt ent-sprechend den Angaben vom 17.09.2018. Darauf sind drei unterschiedliche kreisförmige Gebilde zu sehen. 

Bei der persönlichen Befragung der Mutter des Grundstücksbesitzers durch mich  am 23.05.2019 vor Ort wurde bestätigt, dass das Grundstück vom Eigentümer gärtnerisch behandelt wurde. Damit zerschlug sich meine Vorstellung, dass sich

meine Hypothese - Erpentrup = Arbalo - beweisen ließe. Schade. 

Einen Ausschnitt des Bildes gibt das zweite Titelbild (oben) wieder. Zu sehen sind rechts das kreisrunde vermeintliche Hügelgrab (im Gelände real nördlich), links eine kreisrunde Struktur ähnlich einem Brunnen (Osten). Sie können das voll-ständige Bild bei GoogleEarth selbst herunterladen durch Suche nach Bad Driburg-Erpentrup. 

 

 

 

Die Varusschlacht

1.

Als die Römer frech geworden,                       sim se rim sim sim sim sim,

Zogen sie nach Deutschlands Norden,          sim se rim sim sim sim sim,

Vorne mit Trompetenschall,                            te rätatä tä terä,

Ritt der General-Feldmarschall,                     te rätatä tä terä,

Herr Quintilius Varus,                                       wau wau wau wau wau wau,

:Herr Quintilius Varus

schnäderängtäng, schnäderängtäng, schnäderängtäng eräng täng täng

2.

In dem Teutoburger Walde,              sim se rim …

Huh! wie pfiff der Wind so kalte,     sim se rim …

Raben flogen durch die Luft …         te rätätä …

Und es war ein Moderduft …            te rätätä …

:,: Wie von Blut und Leichen :,:        wau wau wau …

schnäderängtäng ….

3.

Plötzlich aus des Waldes Duster …

Brachen krampfhaft die Cherusker; …

Mit Gott für König und Vaterland …

Stürzten sie sich wutentbrand …

:,: Auf die Legionen. :,:

4.

Weh! Das war ein großes Morden, ...

Sie erschlugen die Cohorten, ...

Nur die römische Reiterei ...

Rettete sich in die Frei’, …

:,: Denn sie war zu Pferde. :,

5.

O, Quintili, armer Feldherr! ...

Wußtest Du, daß so die Welt wär?

Er geriet in einen Sumpf, …

Verlor zwei Stiefel und einen Strumpf,

:,: Und blieb elend stecken. :,:

6.

Da sprach er voll Ärgernussen

Zum Centurio Titiussen:  

„Kamerad zeuch dein Schwert hervor,

Und von hinten mich durchbohr,  

:,:  Weil doch alles futsch ist!“ :,:

7.

In dem armen römischen Heere

Diente auch als Volontaire

Scävola, ein Rechtskandidat,

Den man schnöd’ gefangen hat,

:,: Wie die andern alle. :,: 

8.

Diesem ist es schlimm ergangen

Eh’ daß man ihn aufgehangen 

Stach man ihn durch Zung’ und Herz; 

Nagelte ihn hinterwärts  

:,: Auf sein corpus juris. :,:

9.

Als das Morden war zu Ende,

Rieb Fürst Hermann sich die Hände,

Und um sich noch mehr zu freu’n,

Lud er die Cherusker ein

:,: Zu ’nem großen Frühstück. :,: 

10.

Wild gab’s und westfäl’schen Schinken,

Bier, soviel man wollte trinken,  

Auch im Zechen blieb er Held, 

Doch auch seine Frau Thusneld,

:,: Trank walkyrenmäßig. :,:  

11.

Nur in Rom war man nicht heiter

Sondern kaufte Trauerkleider.

Grade als beim Mittagsmahl

Augustus saß im Kaisersaal

:,: Kam die Trauerbotschaft. :,:

12.

Erst blieb ihm vor jähem Schrecken

Ein Stück Pfau im Halse stecken,  

Dann geriet er außer sich:  

„Varus, Varus, schäme Dich,

:,: Redde Legiones. :,:

13.

Sein deutscher  Sklave, Schmidt geheißen,

Dacht: Ihn soll das Mäusle beißen,

Wenn er je sie wieder kriegt,

Denn wer einmal tot da liegt,

:,: Wird nicht mehr lebendig. :,:

14.

Neunzehnhundert Jahr’ verflossen,

Seit hier Römerblut vergossen,

Das uns Knechtschaft zugedacht.  

Hermanns Denkmal hält nun Wacht

:  Deutscher Kraft und Stärke:,:

15.

Um des Denkmals Glanz zu mehren

Laßt uns seinen Schöpfer ehren!

Deinen Namen trag’ die Bank

BANDEL, die wir Dir zum Dank

:,: Und zur Ehr’ erbauten. :,:  

 

Victor von Scheffels (1826 - 1886, Autor von Ekkehard und Der Trompeter  von Säckingen) Studentenlied über die frechen Römer darf hier nicht fehlen. Es soll das Kapitel über Aliso und Arbalo mit dem Zitieren der Quellen einleiten. 

 

 

 

 

Das römische Aliso 

 – und die Schlacht bei Arbalo

Dio Cassius, 54 *, 33: Mit Frühlingsanfang aber brach er (<röm. Feldherr Drusus, 11 v.Chr.>) wieder zum  Kriege auf, überschritt den Rhein und unterwarf die Usipeter, schlug eine Brücke über die Lippe und fiel in das Land der Sigambrer ein. Er rückte durch dieses auch in das Gebiet der Cherusker vor, bis zur Weser. Er war hierzu in der Lage, weil die Sigambrer gegen die Chatten, die einzigen unter ihren Nachbarn, die sich nicht hatten mit ihnen verbünden wollen, hierüber erbittert, mit ihrem gesamten Heerbann zu Felde gezogen waren; gerade zu diesem Zeitpunkt war Drusus heimlich durch ihr Gebiet gezogen. Er hätte auch die  Weser überschritten, wenn er nicht Mangel an Lebensmitteln gehabt hätte und der Winter hereingebrochen und auch ein unheimlicher Bienenschwarm in seinem Lager erschienen wäre. Deswegen rückte er nicht weiter vor. Auf dem Rückmarsch in befreundetes Gebiet geriet er in furchtbare Gefahr, denn die Feinde taten ihm nicht nur durch Hinterhalte manchen Schaden; einmal hätten sie ihm, als sie ihn in einen engen Talkessel einge-schlossen hatten, ums Haar den Untergang bereitet und ihn mit seiner ganzen Streitmacht vernichtet, wenn sie nicht, aus Verachtung des Gegners, den sie schon gefangen und auf  den ersten Hieb fallen wähnten, mit den Römern in ungeordneten Haufen das Hand-gemenge begonnen hätten. So aber wurden sie geschlagen und hatten seitdem nicht mehr den gleichen Kampfesmut, sondern suchten ihnen nur noch aus der Ferne Abbruch zu tun; zum Nahkampf wagten sie sich nicht mehr heran, so dass Drusus, der sie nun seinerseits verachtete, dort wo die Lippe und der Elison sich vereinigen, ein Kastell gegen sie errichtete …

Plinius, XI, 55 (von einem Bienenschwarm): Sie ließen sich im Lager des Feldherrn Drusus nieder, damals, als sehr glücklich bei Arbalo gekämpft wurde, … (<11 v. Chr.>)

Velleius, II, 120: Anerkennung verdient auch die Tüchtigkeit des Lagerkommandanten L(ucius) Caedicius und derer, die, mit ihm zusammen in Aliso eingeschlossen, durch riesige Massen von Germanen belagert wurden; unter Überwindung aller Schwierigkeiten, die   der Mangel an Lebensmitteln unerträglich und der Ansturm der Feinde unüberwindlich machte, fassten sie weder übereilte Entschlüsse noch begnügten sie sich mit tatenloser Vorsicht; sie warteten den geeigneten Moment ab, dann bahnten sie sich mit dem Schwer- te die Rückkehr zu den Ihrigen (<9 n.Chr.).

Tacitus, Annalen II, 7: Während sich die Schiffe sammelten, ließ der Cäsar (<Germa-nicus, Statthalter Germaniens und Feldherr, 15 n.Chr.>) den Legaten Silius mit einer Kampftruppe einen Einfall  in das Gebiet der Chatten machen. Er selbst führte auf die Kunde von der Belagerung des Kastells an der Lippe sechs Legionen dorthin. … Die Belagerer gaben jedoch dem Cäsar keine Gelegenheit zum Kampf: auf die Kunde von   seiner Ankunft waren sie in alle Winde zerstoben. Doch hatten sie … den dem Drusus geweihten Altar zerstört. Dann machte er selbst an der Spitze der Legionen zu Ehren   seines Vaters einen feierlichen Umzug um ihn … .Auch wurde die ganze Strecke zwischen dem Kastell Aliso und dem Rhein durch neue Grenzwälle und Erdwerke befestigt.

 

Hier sind die griechischen und römischen Historiker mit den einschlägigen  Stellen zu Wort gekommen, in denen die Ortsbezeichnungen Aliso und Arbalo auftauchen. Für das in der Literatur zur Varusschlacht vielzitierte Kastell Aliso ist neben dem Römer-Lager Bergkamen-Oberaden das Kastell Haltern Favorit. Die Diskussion um die Örtlichkeit des Kastells Aliso hält auch heute noch an. Jürgen Kunow erklärt in seinem Beitrag „Die Militärgeschichte Niedergemaniens“[i]:

„Die Gleichsetzung von Aliso mit einem der bekannten Lippekastelle ist bislang noch nicht überzeugend gelungen“.

Dessen ungeachtet lässt er nach der Schlacht von Arbalo die dem Untergang entronnenen Römer bis nach Oberaden marschieren und schreibt zum Dio-Zitat‚  'dort wo sich Lippe und Elison vereinigen’:

„Die Annahme, daß Oberaden der Standort dieses Lagers war, wurde endgültig mit  einer jahrgenauen Datierung durch die Dendrochronologie (<Jahresringmessung an Hölzern>) bestätigt.“

Dem renommierten Althistoriker Theodor Mommsen, Verfasser eines grundlegen-den Werkes „Römische Geschichte“ (wofür ihm 1902 als erstem Deutschen der Literatur-Nobelpreis verliehen wurde), mögen sich wiederum viele der modernen Historiker, darunter wohl auch Jürgen Kunow, nicht anschließen. Mommsen vermu-tet immerhin mit schlagender Argumentation das Kastell Aliso als namengebend für das Dorf Elsen (jetzt Paderborn-Elsen); den bei Elsen in die Lippe mündenden Bach Alme als das ehemals „Elison“ (griech. Helison) benannte Flüsschen und daher namengebend für das Kastell Aliso [ii] :

„Daß das „Kastell am Zusammenfluß des Lupias und des Helison“ bei Dio 54, 33  identisch ist mit dem öfter genannten Aliso und dies an der oberen Lippe gesucht werden muß, ist keinem Zweifel unterworfen, und daß das römische Winterlager an den Lippe-quellen, unseres Wissens das einzige derartige auf germanischem Boden, eben dort zu suchen ist, wenigstens sehr wahrscheinlich. ...... Die obere Lippe hat nur einen namhaften Zufluß, die Alme, und da unweit der Mündung dieser in die Lippe das Dorf Elsen liegt, so darf hier der Namensähnlichkeit einiges Gewicht beigelegt werden.“

 

Heute wird in der Tat westlich des Osning (Eggegebirges) in Delbrück-Anreppen  in Sichtweite Elsens, kaum 7 km entfernt, ein sehr großes Römerlager an der jungen Lippe ausgegraben. Das Lager weist ein erstaunlich großes Praetorium sowie unge-wöhnlich repräsentative Wohnbauten auf, so dass davon ausgegangen werden kann, dass es sich in der Tat um das Winterlager an der Quelle der Lippe handelt („ad  caput lupiae“, Velleius Paterculus II, 105), in dem sich der penible Feldherr Tiberius a. 4 n.Chr. aufgehalten hat. Dies muss das Kastell Aliso sein, von dem aus auch der Komfort liebende Statthalter Germaniens, Publius Quinctilius Varus, im Frühjahr 9 n.Chr. mit drei Legionen in das Sommerlager an der Weser aufgebrochen war.

Der römische Feldherr und Augustus-Nachfolger als Kaiser, Tiberius (14 – 37 n.Chr.), war im Jahre 4 n.Chr. bei seinem zweiten Kommando in Germanien voller Tatendrang über die Chattuarier (an der Ems) und die Brukterer (Münsterland, an oberer Ems und Lippe) hergefallen. Die römische Aggression vor Augen unterwarfen sich die bei den Römern inzwischen berüchtigten Cherusker freiwillig. Die beiden Söhne des Fürsten Sigimerus (Sigmar) traten in das römische Heer ein. Der Sohn ihres Onkels Segestes (Siggast), Segimundus (Sigmund), wurde an den Altar des Augustus in Köln verpflichtet. Die Sigimersöhne (uns nur mit ihren römischen Namen Arminius und Flavus bekannt) werden ihre erste Disziplinierung in römi-scher Soldatenpflicht in den Römerlagern Aliso an der Lippe und Vetera bei Xanten am Rhein erhalten haben.

Ein weiterer Onkel Armins, Segimerus, war zu Zeiten des Statthalters Varus des-sen „ständiger Gast“ an seiner Tafel im Sommerlager an der Weser. Segimer, Bruder des Segestes, kämpfte a. 9 n.Chr. an der Seite der Aufständischen unter Arminius.  Ein dritter aus den Römerschriften bekannter Onkel Armins, Inguiomerus (Ingo-mar, seines Vaters Bruder), als Römerfreund betitelt, hatte dem unerhörten Auf-stand offenbar unbeteiligt gegenübergestanden.

Nach der Varusschlacht wurde das Kastell Aliso berühmt durch die kluge Verteidi-gung des Lagerkommandanten Caedicius (Dio 56, 22; Vell. II, 120, s. o.). Wenn uns Tacitus mitteilt, dass der Feldherr die ganze Strecke zwischen dem Kastell Aliso und dem Rhein befestigen ließ, so sind die Eckpunkte klar vorgegeben: von der westli-chen Rheingrenze zu ihrem östlichsten Brückenkopf Innergermaniens, zum Kastell Aliso am Zusammenfluss von Lupia und Elison.

So viel zunächst zur Auseinandersetzung um die Lokalisation des römischen Kastells Aliso. Das Unternehmen des römischen Kaisers Augustus zur Unterwerfung der alteingesessenen Stämme östlich des Rheins begann aber bereits im Jahre 12 v. Chr. mit dem ersten Feldzug des Feldherrn Drusus. Ziel war die Vorverlegung der römischen Grenze vom Rhein an die Elbe, um eine verkürzte Verteidigungslinie von der  Donau auf dem Balkan bis zur Nordsee zu erreichen. Im Rahmen dieser Abhand-lung ist der zweite römische Feldzug im Jahre 11 vor Chr.  in das Gebiet der Germa-nia Magna maßgebend.

Bis zur Weser ist der römische Feldherr Drusus gelangt. Ein nach römischem Glauben unheilvoller Bienenschwarm, der das Lager an der Weser heimgesucht  hatte, soll den Befehlshaber veranlasst haben, zur Heimkehr zu blasen.

Jetzt kam die Stunde des ersten bedeutenden Aufruhrs gegen die römische Okkupation. Drusus befand sich mit seinem Heer im Herzen des Stammlandes der Cherusker. Von der Weser aus suchte Drusus, mangels Lebensmitteln und weil „der Winter hereingebrochen war“, den kürzesten Weg zur Lippe, an deren Mündung in den Rhein das bedeutendste römische Heerlager im nördlichen Germanien, Vetera, aus der Niederung ragte. Von Vetera aus, dem Römerkastell an der Lippemündung  in den Rhein bei Xanten, hatte der Feldzug seinen Ausgang genommen.

Die Lippe war nördlich des Mains der römisch am besten erforschte rechte Rhein-zufluss. Zwischen Lippe-Ursprung und Weser bot sich als kürzester Marschweg der Wasserweg des Weserzuflusses Emmer, in gerader West-Ost-Linie hinweg über die Pässe des Osning (Teutoburger Wald /Eggegebirge), an. Über der Emmer bei Schieder / Lügde versteckt sich die spätlatènezeitliche Herlingsburg (Hirschburg,  von herut = Hirsch; Cherusker = das Hirschvolk; Nutzung Spätlatènezeit 150 v.Chr. bis zur Zeitenwende). Es war der mutmaßliche Stammsitz des Cheruskerfürsten Sigimerus/Sigmar und seiner Ahnen. Im Landstrich zwischen Weser und Lippe kannten zuvörderst die Cherusker Wege und Stege, die landschaftlichen Hindernisse von Sümpfen, Heideflächen und Steilhängen. Offenbar auf Initiative der Cherusker wurde eine Union mit Usipetern und Sigambrern gegründet (das „Sieger-land“ bewahrt noch den Namen des ehedem hier siedelnden Stammes der Sigambrer, der in all den Jahren der römischen Besetzungsbestrebungen sich zum leidenschaft-lichsten Widerpart der Römer entwickelt hatte). Nach Auffassung von Rudolf Laser[iii]  hatten sich die Stämme „zuvor in einem sakralen Bündnis gegen die Eroberer vereinigt“. Wenn Dio berichtet, dass dem Feldherrn auf dem Rück-marsch zahllose verlustreiche Hinterhalte gelegt wurden, dann lag diesen Vorgängen offensichtlich eine planvolle Absicht zugrunde. Ohne Zweifel sollten die überfallartigen Angriffe während des Marsches dem Heereszug der Römer die Richtung vorgeben und möglichst keine Abweichung erlauben. Sie sollten das Heer geraden Wegs in den Kessel bei Arbalo treiben.

Betrachtet man das Unterfangen der Verschwörer in seinen Einzelheiten, so sind die Parallelen zur späteren Varusschlacht unverkennbar. Die gleiche Taktik bei der Vernichtung der drei römischen Legionen im „Teutoburger Wald“ hat Arminius zwanzig Jahre später angewendet. Von seinem schwärmenden Vater hat er als schwärmerischer Jugendlicher die Hinterhalt-Taktik erlernt. In Anwendung seiner späteren Offiziersausbildung unter dem römischen Feldherrn Tiberius hat Arminius die letztlich gescheiterte Arbaloschlacht in einen weltgeschichtlichen Erfolg ummünzen können.

Der Ort Arbalo hatte, gemäß dem in diesem Aufsatz entwickelten Verlauf, für die Zwecke der vereinten germanischen Stammesverbände eine ausgezeichnete strate-gische Lage. Das kann das Gelände noch heute schon beim Kartenstudium erweisen,  noch eindrücklicher bei einer Begehung. Die Führung der germanischen Aufrührer gegen die römischen Aggressoren hat die Örtlichkeit genauestens inspiziert und für gut befunden. Die Hinterhalte am Marschweg gelangen den heimischen Wehrkräften glänzend. Ob letzten Endes die gnadenlose Vernichtung der Römer überhaupt angestrebt war, ist fraglich, aber wahrscheinlich. Das Ziel, sie in die Flucht zu schlagen, hatten sie auf jeden Fall erlangt.

Von Arbalo aus sind die Lippequellen in einem anderthalbtägigen fluchtartigen Eilmarsch (ca. 35 km, die normale Marschleistung eines Römerheeres pro Tag  betrug durchschnittlich 20 km) in westlicher Richtung zu erreichen. Dio macht aus der Tatsache, dass Drusus sich mannhaft aus der Einkesselung befreit und bald    nach der Schlacht „aus Geringschätzung“ seiner Gegner ein Lager an der Lippe angelegt hat, verbal einen Sieg der Römer. In der Realität war es eine Flucht aus   dem abscheulichen Arbalo-Sumpf. Zwar mag es ein Rückzug in einigermaßen geordneten Bahnen gewesen sein, aber es war eindeutig eine Niederlage. Und die schleunigste Anlage eines Lagers mit späterer Umwandlung in ein Kastell diente in erster Linie zur Erholung der erheblich geschmolzenen Truppe. Die gewaltigen Verluste, die Drusus erlitten hatte, konnten die antiken Historiker beim besten Willen nicht kaschieren. Aliso zu errichten, war folglich eine überlebenswichtige Maßnahme. Die geschwächten Einheiten hätten einen tagelangen Marsch (etwa bis Vetera, der römischen Zwingburg an der Lippemündung) bei fortdauernden Angrif-fen durch die Germanen nicht durchstehen können. Das Militärlager an der Lippe, auf brukterischem Stammesgebiet, hatte den Zweck, unbehelligt die eigenen Wun-den aus der Arbalo-Niederlage lecken zu können.

Der etwa vier km lange Kessel „bei Arbalo“ beginnt hinter dem Emmerbruch bei dem Dorf Himmighausen mit dem Fahrensberg (fälschlich „Varusberg“) sowie dem Diemberg auf der gegenüberliegenden Seite der Emmer. Der Zufluss des kurzen Fischbaches aus moorigem Quellgebiet bei Grevenhagen bereichert das Gewässer   der Emmer erheblich.

Hin zur Gebirgsbarriere des südlichen Osning (heutiges Eggegebirge) bildet das Tal einen perfekten Engpass in Ost-West-Richtung, mündend in die Sümpfe des Fischbach-Quellgebietes bei Grevenhagen. Die Steilwand des Gebirges hinter den Mooren ist auch für geübte Truppen ein mühevoll zu überwindendes Hindernis in Richtung Lippequellen.

Etliche Funde für das Dorf Himmighausen, dem Zangentor zum Arbalo-Sumpf, sind in einer Schreibmaschinen-Liste des Landesmuseums für Vor- und Frühge-schichte Münster – Außenstelle Bielefeld – aufgeführt (mit etlichen handschriftl. Eintragungen und Unterstreichungen). Eine Kopie wurde dem Autor vom Heimat-pfleger Josef Grewing aus Bad Driburg-Langeland überlassen. Neuerdings sind die Funde auch aufgeführt auf der Web-Seite www.himmighausen.net. Danach sind    auf Himmighauser Gemeindegebiet beim Eisenbahnbau zwischen 1872 und 1886 sieben römische Goldmünzen (Aurei) augusteischer Zeit gefunden worden. Kupfer-münzen, das alltägliche Zahlungsmittel der Legionäre (Asse), sind ohne Hilfsmittel (Metalldetektoren) selten auffindbar und werden seinerzeit in erodiertem Zustand nicht des Aufhebens wert gewesen sein. Aber auch die übrigen Aufzeichnungen, hier wortwörtlich wiedergegeben, sind außerordentlicher Beachtung wert:

„Bei Drainierungsarbeiten i. d. J. 1877 auf der ganzen Strecke: Große Anzahl von Pferdeknochen, 2 Menschenschädel, verrostete Eisenteile, darunter ein Hufeisen" heißt es in der Liste bei Fundstücken an der 'Totenbreite', ferner : "1886. Im Kno-chenfeld: große Massen menschl. Gebeine bei Zerstörung der sehr vielen Grabhügel durch Urbarmachung (bis 1806 u. 1807 Wald)". Die Erwähnung verrosteter Eisen-teile lässt durchaus auch an oxidierte verklumpte Kupfermünzen denken. Inwieweit und ob die Objekte asserviert, archäologisch untersucht und begutachtet wurden, geht aus den Aufzeichnungen nicht hervor. In der Liste wird nur allgemein auf verschiedene Jahresberichte des Westfäl. Prov.-Vereins und auf die Kartothek Schwanold verwiesen.

„Jene tausend Gräber …...bei Himmighausen“, bei denen es sich nach unbegrün-deten Aussagen des Ausgräbers von Anreppen, J.S. Kühlborn, um „Fehl-Interpreta-tionen bzw. Unwägbarkeiten“ handelt [iv], zwingen trotz und wegen diesen Urteils zum Nachdenken. Es ist die große Masse an Grabanlagen sowie die erstaunliche Menge augusteischer Goldmünzen, die an eine in dieser Gegend stattgefundene Schlacht glauben lassen. Nach bisherigen Erkenntnissen sind Hinterlassen-schaften der Römer in Kalkrieser Ausmaßen hier nicht zu erwarten. Ein im Kampfgetümmel zerfließender Wall hat weder römische Militaria noch Ausrü-stungsgegenstände der heimischen Kämpfer schützend bedeckt. Der Kampf wird die geübten Soldaten der Römer nicht dermaßen beunruhigt haben, dass sie sogleich ihre Schätze in den Boden bei Arbalo vergraben haben. Und die einheimische Bevölkerung wird zweifellos die von den Römern bei ihrer Flucht vom Kampffeld zurückgelassenen Gegenstände dankbar aufgesammelt haben. Jedoch kann unverdrossen gehofft werden, dass ein interessanter Fund oder Befund eines Tages die Spatenforschung veranlasst, sich dieses sehr attraktiven Raumes ernsthaft anzunehmen.

Wir genießen das unverschämte Glück, dass uns der römische Naturforscher Plinius d.Ä. den urtümlichen, lautmalerisch korrekten germanischen Namen des Drusus-Schlachtenortes des Jahres 11 v.Chr. in Schriftform mitgeteilt hat, nämlich Arbalo.

Eine aus dem Gemeingermanischen überlieferte und über die althochdeutsche Sprache bis heute bewahrte Silbe ist lo bzw. loh. Die Endlaute lo/loh finden sich  recht häufig in deutschen Ortsnamen, im Paderborner Raum z.B. to dem Lo (in der Wüstung Enenhus, heute Paderborn, Gerichtshügel 1210); Marienloh (1036 Bendes-loh), Oster- und Westerloh sowie die Lohhude im Delbrücker Land. Bekannte Ort-schaften im engeren Umkreis sind Ennigerloh (1050 Aningeralo), Gütersloh sowie Marklohe bei Nienburg/Weser und der Twistringer Ortsteil Heiligenloh. Von der Ortsnamenforschung wird lo/loh mit Busch, Hag, Hain, lichtes Gehölz übersetzt. Förstemann behandelt es mit dieser Bedeutung im Abschnitt über hag und Jellinghaus fügt seiner Untersuchung über loh hinzu: „Ursprünglich dienten die  Lohe wohl religiösen Zwecken und gehörten dem Volke“[v] (<s. auch lat. lucus = bewachsene Lichtung, heiliger Hain>). Loh kommt in der Variante –lau  gehäuft vor bei der Ortschaft Oesterholz Kr. Lippe. Am „Crutzwech“ liegen Königslau, Langelau, Lindelau, Eckelau eng beieinander. Wilhelm Teudt betrachtete mit Recht die vier Laue als heilige Haine [vi].

Von besonderem Reiz ist die Vorstellung, in diesen Lauen hätten vor der Schlacht von Arbalo Cherusker, Usipeter und Sigambrer das erwähnte sakrale Bündnis geschlossen. Und zwanzig Jahre später (9 n. Chr.) könnten hier am Rande des heutigen Truppenübungsplatzes Senne die Unterstützungsverbände des Arminius, bestehend aus Cheruskern, Angrivariern, Brukterern, Marsern und Jungmänner-Gefolgschaften anderer Stämme militärische Übungen absolviert haben. Zugegeben: Es werden sich schwerlich Nachweise für eine solche Geschehensabfolge im Gebiet der Laue erbringen lassen.

Hier an den Lauen kreuzen sich Helwege und Heerstraßen. In den Jahren um  1620 fertigte der Kartograph Johann Gigas auch eine Karte für das Episkopat (Bistum) Paderborn u. a. m. (upload.Wikimedia.org). Sie zeigt anschaulich die Landschaft mit dem gesamten Flusssystem, den Gebirgszügen, den Ortschaften.    Der Köterberg, der Desenberg, der Solling sind namentlich genannt, für den beherrschenden Höhenzug – Teutoburger Wald mit Eggegebirge – hat Gigas leider keinen Namen. Auch wenige Straßentrassen sind in grober Richtung eingezeichnet. Der Frankfurter Weg, also von Frankfurt über Paderborn kommend zielt auf Bremen, Hamburg, Lübeck und Dänemark. Von den Lauen führt schnurstracks der uralte Karren- und Handelsweg (am „Crutzwech“, jetzt Illadenweg, sind seitwärts noch heute mittelalterliche Wegespuren und Hohlwege verfolgbar) durch den Osning   über die Große Egge zu den Externsteinen, von dort weiter über Horn, Schieder (Königsgut), Kloster Corvey etwa nach Magdeburg, Hildesheim oder Goslar. Von   den Lauen nach Westen lief der Westfälische Helweg über Paderborn – Salzkotten – Soest – Dortmund zum Rhein, und so mancher fromme Pilger mag in christlicher  Zeit sogar einem Jakobuswege bis nach Santiago de Compostela gefolgt sein.

Von Heiligenloh berichtet Jacob Grimm im Zusammenhang mit heiligem Forst, hilligem holt und sacra silva. Die Lohjungfer erwähnt er anlässlich seiner Darlegun-gen über den wilden Jäger und den Riesen Fasold, der mit seinem Bruder Ecke im Osning hauste. Sagenheld Dietrich (Thidreks-/Dietrichsage) [vii] lieferte im düste-ren Osning-Walde eines seiner gefährlichsten Abenteuer ab.

Die o. angeführte Ansicht von Jellinghaus teilen auch andere Forscher. Man   denke aber auch an die von Tacitus überlieferten „freien Räume“, welche die Sippen-Siedlungen und vor allem die Stämme voneinander schieden. Diese Abgrenzungen wurden in wüstem Zustand belassen. Sowohl in diesem Sinne als auch im Sinne von göttlichem Verehrungsort darf man auch die Örtlichkeit Arbalo betrachten. Lange bevor das römische Aliso geschanzt wurde, muss der germanisch benannte Ort Arbalo bereits Bestand gehabt haben. Die Silbe lo in Arbalo bedeutet nach den Analysen: wüster Buschstreifen, Grenzgebiet, (wahrscheinlich) Kultplatz. Wie aber  ist der erste Wortteil ‚Arba’ zu entschlüsseln?

Der Autor vermeint, die Örtlichkeit von Arbalo in der Ortschaft Erpentrup (heute zu Bad Driburg gehörig) entdeckt zu haben. Der Ortsname Erpentrup entwickelte sich aus Erpinchtrop (1138 n.Chr.) und Erpingtorp [viii].

Zur Zeitenwende war die Bevölkerung um Erpentrup eine cheruskische. Westlich, etwa zwischen Ruhr und Marsberg (darin lebt noch der Stammesname der Marser) saßen die Marser. In ihrer Nachbarschaft waren die Chatten (etwa südlich der Die-mel bis zum Main) und die Brukterer (westlich des heutigen Teutoburger Waldes)    zu Hause. Die Angrivarier waren nördlich der westfälischen Pforte "Porta Westfa-      lica" bei Minden Nachbarn der Cherusker. Die Wohnsitze der Fosen, kaum als eigenständiger Stamm wahrnehmbar, vermutet Ludwig Schmidt (s. Lit.-Verz.) am Nordfuß des Wiehengebirges.

Hinsichtlich der altsächsischen Wortteile trup/trop/torp  im Namenwort ist die Bestimmung einfach: Die Sachsen haben bei ihrer anhaltenden Süd-/Westwande-rung aus dem heutigen Schleswig-Holstein im 5./6. Jh. ihren Siedlungen diese Bezeichnungen mit der Bedeutung -dorf verliehen. Im Wesentlichen zu untersuchen sind also die Begriffe Arba sowie Erpinch/Erping/Erpen in den Ortsnamen von Arbalo und  Erpentrup:

Der Flussname der linksrheinischen Ahr ist aus Ar-apa entstanden. Nach Förstemann ist -apa ein Wort für Fluss und Jellinghaus bestätigt: „apa (epe) ist ein Namenwort für Fluss“ und führt in diesem Zusammenhang auch die „Erpe“(!) bei Volkmarsen an. Jürgen Udolph, augenblicklicher Star unter den Namenforschern, betrachtet den weit verbreiteten Flussnamen *-apa (* = etymologisch erschlossenes Wort) auch unter dem Aspekt des Zeugnisses „einer frühen germanischen Namen-gebung“ [ix].

Nördlich von Celle liegt ein feuchtes Gehölz namens Arloh. Der Ortsname von Erwitte erstand aus Arawite, einem Feuchtgebiet. Dies ist nur eine kleine Auswahl von Namensteilen, die offenbar auch von der Ersten Germanischen Lautverschie-bung (hier a in e) betroffen waren. Sie beweisen aber auch, dass sowohl Arba als  auch Erpe die Bedeutung Fluss, Feucht-, Sumpfgebiet haben, mithin gleichbedeutend sind. In diesem Ödland der Emmer- und Fischbachquellen hat sich folglich eine Namen prägende germanische Örtlichkeit etabliert, die Eingang in die Nachricht des Plinius über Drusus’ „glücklichen Kampf bei Arbalo“ gefunden hat.

Die Eigenschaft des Ortes als ein germanischer Hauptort ist schon durch seine Lage in einer Wasser-Wüstenei fragwürdig. Eine einzige germanische „civitas“ (Bürgerschaft, Stadt) in Innergermanien benennt Tacitus in den Annalen I, 56 mit Mattium (Hauptort der Mattiaker, eines Teilstammes der Chatten, er wird am Flüss-chen Matzoff in Nordhessen vermutet, nahe eines ehemaligen Wodanheiligtums = heute Gudensberg). Als Ortsbezeichnungen innerhalb der Germania magna sind in griechisch-römischen Quellen neben Arbalo und Aliso namentlich nur noch das „Tamfana“- Heiligtum der Marser und das Arminius-Schlachtfeld von Idistaviso überliefert. Auch das Wort Tamfana ist als urgermanisch einzuordnen, da Tacitus vom „Heiligtum der Göttin Tamfana“, also einer einheimischen Gottheit redet. Das cheruskische Wort Idistaviso betrachtet Jacob Grimm als nympharum pratum, als Wiese der Nymphen [x]. In Idistaviso steckt Dise, im Germanischen eine weise Frau (Seherin). Disen verkünden dem Neugeborenen das Schicksal und begleiten es durchs Leben (s. auch Dornröschen).

Da der Name Arbalo in die lateinische Literatur Eingang gefunden hat, muss er schon vor der Schlacht mit überregionaler Bedeutung ausgestattet gewesen sein. Denkbar ist, dass ein in der Einöde sich erhebender mächtiger Baum (lat. arbor),  etwa eine Eiche oder Esche, quasi eine Irminsul (Weltesche) mit einem solch prä-gnanten Namen belegt wurde und kultische Verehrung genoss. Es könnte eine dem Fesselhain der Semnonen (Tacitus, Germania 39) oder eben dem marsischen Tamfana-Heiligtum vergleichbare von Mooren umgebene Kultstätte gewesen sein.

Die wissenschaftliche Betrachtung der Bezeichnung Tamfana hat bislang kein eindeutiges Ergebnis erbracht. Eine germanische Göttin dieses Namens ist der Mythologieforschung unbekannt. Mit dem germanischen Wort Arbalo hat sich die Namensforschung anscheinend überhaupt noch nicht beschäftigt.

Das römische Aliso wird auch von Fürstbischof Ferdinand als am Zusammenfluss von Alme und Lippe gelegen behauptet. Auch er nimmt an, dass die Alme zu jener Zeit den lateinisch eingefärbten Namen Aliso getragen hat. Besonders hebt er die Beschreibung des Germanicus-Feldzuges hervor, in dem Tacitus den Feldherrn Germanicus „die ganze Strecke zwischen dem Kastell Aliso und dem Rhein mit  neuen Grenzwällen und Erdwerken“ befestigen lässt. Fürstbischof Ferdinand von Paderborn schließt sich den Meinungen all jener namhaften Forscher an, die er in seinem Werk „Monumenta Paderbornensia“ zitiert. Sie alle, wie später auch Mommsen, sehen Aliso bei Elsen erbaut (jetzt: Paderborn-Elsen), dem Kastell Anreppen benachbart.

Der Frage, ob die Ortsbezeichnung Aliso eine germanische oder doch eine lateinische ist und welche etymologische Bedeutung vorliegt, sind die Ortsnamen-forscher meines Wissens noch nicht nachgegangen. Jürgen Udolph erwähnt Aliso  (im Rahmen seiner Abhandlung über s-Suffixe) nur als Personennamen [xi]. Es  bleibt die oben vermerkte Erkenntnis Mommsens, das geografische Aliso vom vermutlich germanischen Flussnamen Elsen (oder ähnlich) herzuleiten.

Ich behaupte keck, dass wir im Namen Arbalo wie auch in den Worten Idistaviso und Tamfana germanische Sprachdenkmale vornehmster Güte haben. Auch in diesem Falle, von der Wissenschaft allein gelassen, muss ich mich meinem eigenen Spürsinn öffnen. Der Wissenschaftler mag sich ärgern, wundern oder amüsieren. Sollte er aber die Lösung parat haben, so ist ihm anheim gestellt, sich ohne Häme    zu äußern.

 

*) 54. Buch. "Unter einem Buch (römischer Zeit, lat. liber) ist eine antike Schriftrolle zu verstehen, deren Umfang etwa 25 - 40 modernen Druckseiten entspricht." (Söllner, S. 111) 

[i]  Horn (Hg), S. 27 und 36

[ii]  Mommsen RG Kap. V, 31, Anm. 13

[iii]  Herrmann (Hg), Bd. 1, S. 279

[iv]  Hohenschwert „Der Kreis Lippe“ I, S. 130

[v]  Förstemann, S. 58, Jellinghaus S. 130

[vi]  Teudt, S. 169 ff

[vii]  J. Grimm, I S. 59 ff.; III S. 281

[viii]  Grewing a.a.O. zu Erpentrup

[ix]  Udolph, S. 86

[x] Grimm, S. 331 f. Den von Tacitus überlieferten Begriff Idistaviso bessert Grimm in Idisiaviso (Frauenwiese). 

[xi]  Udolph, S. 201 und 217 

 

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